Autistisch und queer

Wusstest du, dass relativ viele Menschen sowohl autistisch als auch queer sind?

Was bedeutet queer?

Queer sein wird häufig als Oberbegriff für die LGBTQIA+ Community verwendet. Das ist die Abkürzung für

  • L – Lesbisch
  • G – Gay (schwul)
  • B – Bisexuell
  • T – Trans
  • Q – Queer / Questioning („hinterfragend“)
  • I – Intersexuell
  • A – Asexuell oder Aromantisch
  • + für alle weiteren (zum Beispiel Pansexuell, 2-Spirited und viele mehr)

Queer bedeutet also, dass man entweder nicht heterosexuell ist und/oder sich nicht (ausschließlich) mit dem Geschlecht identifiziert, dass in der Geburtsurkunde steht.

Zwei queere Autistinnen halten sich an den Händen
Bild erstellt mit KI

Was hat queer sein mit Autismus zu tun?

Auf den ersten Blick gar nichts – auf den zweiten aber sehr viel:

Je nach Umfrage und Studie geben bis zu 70 % autistischer Personen an, nicht heterosexuell zu sein. Sie identifizieren sich vielleicht als schwul, lesbisch, bisexuell, pansexuell oder asexuell.

Zusätzlich sind autistische Menschen häufiger nicht cis-gender (= das Geschlecht, dass dir bei deiner Geburt zugeschrieben wurde), sondern gender-queer. Sie identifizieren sich also nicht mit dem Geschlecht, das in ihrer Geburtsurkunde steht. Sie sind vielleicht trans, nicht binär, gender fluid oder gender non-conforming. Nach einer Studie von 2020 waren 24 % der Personen in der gender-queeren Gruppen autistisch. In der Gruppe der cis-Gender waren es nur 5 % Autist*innen.

Es gibt also viele Menschen, auf die beide Merkmale zutreffen: autistisch und queer.

Warum sind autistische Menschen häufiger queer?

Eine ganz einfache Antwort darauf gibt es nicht. Ein Grund könnte sein, dass sich Autist*innen weniger an die Regeln der Gesellschaft halten, wenn diese für sie unsinnig erscheinen. Sie hinterfragen Dinge und lehnen diese eher ab und sind einfach „sie selbst“. Viele Autist*innen sind außerdem sehr ehrlich und würden weniger lügen – sowohl in einer Umfrage als auch sich selbst gegenüber. Das kann eine große Stärke und ein echter Schatz sein, von dem sich viele Nicht-Autist*innen etwas abgucken können.

Was ist Neuro-Gender und Auti-Gender?

Es gibt sogar den Begriff Neuro-Gender und Auti-Gender für neurodivergente und autistische Personen, die sich nicht als cis-Gender identifizieren. Dabei ist der Blick auf Geschlechterrollen so stark mit dem „Autistisch-sein“ verbunden, dass es nicht voneinander trennbar ist.

Warum wir mit Kindern und Jugendlichen über Queer-sein sprechen sollten.

Alle Kinder, alle Jugendlichen – und natürlich auch alle Erwachsenen – sollten das Gefühl haben dürfen, genau richtig zu sein, so wie sie sind. Das ist vor allem in der Pubertät für alle eine Herausforderung. Für autistische Kinder und Jugendliche aber noch viel mehr. Das gleiche gilt für queere Jugendliche, die schnell das Gefühl von außen bekommen, nicht so zu sein, wie es von der Familie, von Freunden, von Lehrkräften und auch von Medien gezeigt und erwartet wird. Für queere, autistische Menschen kann das eine doppelte Belastung sein, sie können sich schnell in mehrfacher Hinsicht „falsch“ fühlen. Umso wichtiger also, dass wir alle (als Eltern, Freundeskreis und Gesellschaft) von Anfang an zeigen: Liebe ist Liebe – Liebe gibt es in allen Konstellationen und es ist ganz egal, ob du einen Freund oder eine Freundin oder eine Freund*in mit nach Hause bringst. Außerdem darfst du selbst entscheiden, ob du deine Haare, lang oder kurz trägst, einen Rock, einen Bart, Nagellack oder Pumps. Du entscheidest, welche Pronomen sich für dich richtig anfühlen. Es sind die, die du schon immer verwendest? Super! Du fühlst dich mit etwas anderem wohler? Genauso super!

Und ganz wichtig: Du musst nicht sofort für alles einen Namen haben. Du musst nicht gleich auf alles eine Antwort haben. Das ist ok. Dafür gibt es in der Abkürzung LGBTQIA+ das Q, das auch für „questioning“ steht – also „hinterfragend“.

Autistisch und queer? Dann findest du hier gleichgesinnte:

Hier findest du Veranstaltungen und regelmäßige Treffs in Kreis Steinburg, Schleswig-Holstein und Hamburg – die meisten sind sowohl für queere als auch interessierte Personen und in der Regel wird betont, dass sich niemand outen muss.

Queerer Brunch Kellinghusen
Queerer Brunch – Bi uns to Huus Ideen Café Kultur

Queer Bar in Hohenlockstedt
QUEER BAR M.1 Hohenlockstedt / Arthur Boskamp-Stiftung (m1-hohenlockstedt.de)

Queerer Stammtisch Itzehoe
Freiraum Itzehoe e.V. (freiraum-itzehoe.de)

Flyer der Queer Bar der Arthur Boskamp -Stiftung. Gelber Hintergrund mit schwarzem Text zu den genauen Terminen 15. Juni, 13. Juli, 7. September und 28. September 2024
QUEER BAR 2024, Flyer. Gestaltung: Paul Niedermayer

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