Was tun nach der Autismus-Diagnose?

Die Autismus-Diagnose ist da, was nun? Welche rechtlichen Ansprüche haben Eltern eines autistischen Kindes?

Viele sind als erstes verunsichert, wenn eine Autismus-Diagnose gestellt wird. Wie geht es jetzt weiter?

Die Diagnose erleichtert vielen das Verständnis für sich oder das autistische Familienmitglied. Es ist einfacher, sich Strategien und Hilfen zu holen. Die Menge an unterschiedlichen Formularen, Ämtern und Aufgaben kann aber auch schnell überfordern. Leider bekommen nur wenige Personen nach der Autismus-Diagnose konkrete Informationen, auf welche Hilfen sie jetzt Anspruch haben. Daher haben wir hier die gängigsten Unterstützungsangebote für autistische Menschen aufgelistet. Manche richten sich eher an Kinder, manche sind sowohl für Kinder als auch Erwachsene.

Wie beantrage ich autismusspezifische Förderung?

Was ist autistische Förderung für Kinder?

Die autismusspezifische Förderung bietet konkrete Hilfen zu Hause an. Häufig kommt eine Fachkraft wöchentlich in den Haushalt, baut eine Beziehung zur autistischen Person auf und gibt konkrete Hilfestellung für den Alltag. Fragen können beantwortet werden, Wochenpläne erstellt werden und vieles mehr. 

Autismusspezifische Förderung für Kinder beantragen

Für den Antrag auf autismusspezifische Förderung reicht ein formloses Schreiben an das zuständige Sozial- oder Jugendamt. Es ist sinnvoll, direkt eine Kopie der Diagnose mitzuschicken.

Der Text kann beispielsweise lauten:

“Mein Kind XY hat eine Autismus-Diagnose erhalten. Ich beantrage hiermit für ihn eine autismusspezifische Förderung.”

Wenn das Amt die autismusspezifische Förderung bewilligt, muss noch ein passender Träger gefunden werden – also eine Firma, die geschultes Fachpersonal für autismusspezifische Förderung beschäftigt. Im Kreis Steinburg ist das zum Beispiel “Konfetti im Dialog“ in Itzehoe.

Manche Ämter unterstützen direkt bei der Suche nach einem Träger.

Wie beantrage ich einen Schwerbehindertenausweis?

Autistische Menschen sind häufig im Alltag, in der Schule oder im Beruf eingeschränkt im Vergleich zu anderen. Daher gilt Autismus als Behinderung.

Den Antrag für den Schwerbehindertenausweis erhältst du beim zuständigen Versorgungsamt. Im Kreis Steinburg, also für Itzehoe und Umgebung, ist das zuständige Versorgungsamt das Landesamt für soziale Dienste Heide.
Was der Ausweis nützt und was es beim Antrag zu beachten gibt, haben wir für dich auf in einem eigenen Artikel zusammengefasst:

Wie bei den meisten Anträgen gilt hier ganz besonders: Sollte der GdB nicht dem entsprechen, was du als gerechtfertigt empfindest, lege Widerspruch ein und erkläre, warum die Einschränkungen größer sind. 

Kann ich bei einer Autismus-Diagnose einen Pflegegrad bekommen?

Ja. Das geht sogar schon ohne die Diagnose und sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen.

Das Pflegegeld ist eine wichtige finanzielle Unterstützung bei Autismus.

Steht dir bzw. deinem Kind ein Pflegegrad zu?

Es gibt Online-Rechner und du kannst dir die Fragen bereits online angucken. Manche Seiten bieten ein Tagebuch-Vordruck an. So kann man sich zunächst gut selbst einschätzen und auf den Besuch der Begutachtung vorbereiten.

Wie beantrage ich den Pflegegrad bei Autismus?

Kontaktiere deine Krankenkasse und bitte sie um ein Formular, um einen Pflegegrad zu beantragen.
Wenn der Antrag eingereicht ist, bekommst du einen Termin für die Begutachtung vom medizinischen Dienst.
Eine Person kommt dann zu dir nach Hause. Es werden Fragen gestellt und evtl. Dinge in der Wohnung angeguckt. Manchmal wird darum gebeten, etwas „vorzuführen“ wie zum Beispiel Schuhe anziehen.
Nach der Begutachtung dauert es meist nur eine oder zwei Wochen, bis du das offizielle Schreiben mit dem Pflegegrad bekommst. Prüfe am besten, ob alles richtig verstanden wurde. Falls nicht, kannst du Widerspruch einlegen.

Wie beantrage ich eine Schulbegleitung bei nach der Autismus-Diagnose?

Eine Schulbegleitung kann zunächst formlos beim Sozialamt/Jugendamt beantragt werden, es werden dann die nötigen Formulare zugeschickt. Es ist sinnvoll, sich schon im Vorfeld mit der Schule abzusprechen. Häufig kann die Schule bereits beim Antrag unterstützen und manche übernehmen die Beantragung sogar komplett.

Mehr zum Thema Schulbegleitung findest du im Bereich “Schule und Autismus”.

Wie informiere ich die Schule und Lehrkräfte nach der Autismus-Diagnose?

Manchmal sind Eltern unsicher, ob sie der Schule die Autismus-Diagnose mitteilen sollten, oder ob sich daraus auch Nachteile ergeben können. Probleme sind leider nicht selten, allerdings können die Lehrkräfte das Potential der Schüler*innen deutlich besser fördern, wenn sie die Diagnose kennen. Sie können zunächst die Klassenlehrkraft ansprechen und überlegen, ob sie es übernimmt, die Fachlehrkräfte zu informieren.

Wichtig zu wissen: Mit der Diagnose entsteht ein rechtlicher Anspruch auf einen Nachteilsausgleich. Dieser wird gemeinsam mit dem Landesförderzentrum Autistisches Verhalten festgelegt.

Wie ist das Landeszentrum für autistisches Verhalten eingebunden?

Das Landesförderzentrum Autistisches Verhalten (LFZ-AV) unterstützt Schulen beispielsweise mit Beratungen und Fortbildungen für Lehrkräfte und bei der Erstellung des Nachteilsausgleichs. Auf Wunsch werden auch Aufklärungsbesuche für Schulklassen angeboten. 

Wie wird der Nachteilsausgleich bei Autismus festgelegt?

Der Nachteilsausgleich steht deinem Kind rechtlich zu und soll die Nachteile ausgleichen, die dein Kind in der Schule hat. Da alle autistischen Menschen unterschiedliche Stärken und Herausforderungen haben, ist auch jeder Nachteilsausgleich sehr individuell.

Der Nachteilsausgleich kann bei Autismus zum Beispiel folgende Punkte enthalten:

  • weniger oder keine Hausaufgaben
  • Befreiung von Fächern wie Sport, Musik oder Kunst
  • Schreibassistenz (die Schulbegleitung schreibt für das Kind)
  • Druckschrift (das Kind muss keine Schreibschrift lernen)
  • Aufgaben oder Tests werden in einem anderen Raum bearbeitet
  • zusätzliche Pausen während des Unterrichts
  • keine Gruppenarbeiten oder Referate

Wie wird der Förderschwerpunkt Autismus beantragt?

Was ist der Förderschwerpunkt Autismus?

Nicht in allen Bundesländern gibt es den Förderschwerpunkt Autismus, daher ist es teilweise nicht ganz einfach, dazu Informationen zu finden. Es ist allerdings sehr wichtig, dass autistische Schüler*innen auch diesen Förderschwerpunkt bekommen und nicht einen anderen. Mit der Autismus-Diagnose besteht auch ein Anrecht auf diesen Förderschwerpunkt. Der Schule gibt es den (finanziellen) Vorteil, die Person anders abrechnen zu können. Der autistischen Person sichert es alle Rechte zu, die ihr zustehen – auch wenn dies meist schon ohne Förderschwerpunkt der Fall ist.

Wie beantrage ich den Förderschwerpunkt Autismus?

Es reicht eine formlose Mitteilung an die zuständige Person beim Landesförderzentrum Autistisches Verhalten (LFZ-AV), die sich beispielsweise auch um den Nachteilsausgleich kümmert. Sie ist dann zuständig ein Gutachten zu verfassen und alles weitere mit der Schule zu klären.

Wie vernetze ich mich mit anderen autistischen Familien?

Warum ist der Austausch mit anderen Eltern wichtig?

Vor allem kurz nach der Autismus-Diagnose tut es gut, mit anderen zu sprechen, die die gleichen Erfahrungen gemacht haben. Familien, die verstehen, welchen Herausforderungen man sich täglich stellt. 

Neben guten Tipps für den Alltag hilft es häufig auch schon zu hören, dass es anderen genauso geht. Auch das Teilen von kleinen Erfolgen macht Mut.

Anlaufstellen zum vernetzen mit autistischen Familien im Kreis Steinburg in Schleswig-Holstein

  • Der Träger Konfetti im Dialog bietet monatliche Gesprächsabende für Eltern, sowohl in Präsenz in Itzehoe als auch digital als Videokonferenz. Anmeldung zum Elternkreis.
  • In Hamburg findet zweimal im Monat ein Treff für autistische Jugendliche ab 12 Jahren statt. Anmeldung zum Jugendtreff  (link: ass-info@sf.hamburg)

Welche Hilfen bei Autismus gibt es im Kreis Steinburg in Schleswig-Holstein?

Unterstützung findet ihr beispielsweise hier:

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